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glouglou

– Anne-Kathrin Lengemann

Das glouglou ist Restaurant, Weinbar und Vinothek in der Würzburger Innenstadt. Wir bieten eine gehobene Bistroküche und stellen höchste Ansprüche an unsere Gerichte und Weine. Trotz hoher Qualität wünschen wir uns eine lockere Atmosphäre, in der sich jeder wohlfühlt. Zurücklehnen, vertrauen und genießen.

glouglou, Würzburg
Vor der Pandemie hatte ich einen recht stressigen Alltag mit vielen unterschiedlichen Herausforderungen, die ein so junger Laden (Eröffnung 2019) mit sich bringt. Man steht unter einem positiven Druck, ständig kreativ zu bleiben, Ideen zu entwickeln, ein Lebensgefühl zu transportieren, das alles in Verbindung mit hoher Lautstärke und Tempo. Viele konnotieren das mit etwas Negativem, aber in der Gastronomie steht das für Freiheit, Ausgelassenheit und Geselligkeit. Mit viel Leidenschaft bin ich meinen Tätigkeiten nachgegangen und habe diese ausgelassene Stimmung und meine Freiheiten genossen. Für mich war diese Unbeschwertheit wichtig – nicht darüber nachdenken zu müssen, was man tun darf und was nicht. Ich empfinde großen Stolz und Glück, dass ich meinen Traum vom eigenen Laden verwirklicht habe. Natürlich gab es auch vor der Pandemie das Gefühl der Unsicherheit, aber das Glouglou hat sich toll entwickelt und wurde von den Gästen gut angenommen. Das alles war für uns eine große Aufgabe und wenn ich jetzt an mein Leben vor der Pandemie zurückblicke, denke ich: „Das war schon stressig und vielleicht, wie für viele andere, gar nicht mal so schlecht da gezwungenermaßen mal einen Gang runterzuschalten.“
glouglou, Würzburg

Das gloglou im Lockdown

Der erste Lockdown kam dann sehr überraschend und ich dachte anfangs: „Das wird schon wieder vorbeigehen, das kann die Politik ja nicht machen.“ Den Umfang und die Länge der Maßnahmen konnte ich mir zunächst nur schwer vorstellen. Bei einem jungen Laden mit begrenzten Reserven war schnell klar, dass ich handeln muss. Und so änderte sich mein Alltag sprunghaft. Es kam sehr viel Bürokratie und Organisatorisches auf mich zu: Events mussten abgesagt und die Gäste informiert werden. Dazu kam eine unangenehme, oft erfolglose Kommunikation mit der Bank, ebenso viel Kontakt mit meinem Steuerberater, der mich super beraten hat, aber trotzdem steht man dann mit ungewohnten Aufgaben wie Kurzarbeitergeld und diversen Anträgen ganz alleine da.

Diese Herausforderungen lenken von den persönlichen Ängsten ab, fördern neue Denkweisen und verändern die Perspektive. Aus langfristigen Zielen wurde ein kurzfristiges Denken: „Was mache ich nächste, was mache ich übernächste Woche, was wird aus Laden und Leuten? Wie kann ich die Beschränkungen und Regeln gut umsetzen?“ Mit meinem Küchenchef Dominik Günther habe ich dann ein Konzept für den Betrieb im ersten Lockdown entwickelt: Ein wöchentlicher Markt mit einer Vielzahl an selbst gemachten Produkten, einem kleinen Angebot unserer Lieferanten und Gerichte für zu Hause. Das wurde super angenommen, die Leute kamen in Strömen und das hat uns richtig Aufschwung gegeben.

glouglou, Würzburg
Richtung Sommer durften wir wieder öffnen, aber das Arbeitenwar anders, irgendwie gesteuerter. Uhrzeiten mussten genau fixiert und Hygienekonzepte streng eingehalten werden. Die Tischbelegung war sehr straff, sodass man auch auf einen entsprechenden Umsatz kommen konnte. Ich bin jeden Tag mit dem Zollstock im Restaurant umhergelaufen und habe kontrolliert, ob die Tische und Stühle auch korrekt stehen. Das war ein Sommer mit vielen Restriktionen, durch die man wie ein Roboter gesteuert wurde. Aber es gab auch schöne, unbeschwerte Sommerabende, an denen man bei einer gut besetzen Terrasse sogar ein bisschen das Gefühl der Normalität hatte. Vor allem an der Bar hat sich aber die Realität gezeigt: Hier durfte keiner sitzen oder stehen. Dadurch fehlte diese ausgelassene Stimmung, die man so gerne in einer Bar erlebt. Diese Sommerabende haben auf jeden Fall Lichtblicke gegeben und ich hätte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass ein zweiter Lockdown kommen würde.

Als es abzusehen war, habe ich den Stammgästen gesagt: „Es kann sein, dass wir nächste Woche schließen müssen.“ Auch für einige von ihnen kam es unerwartet. Die Nachfrage in der Woche vor der Schließung war riesig, ganz anders als beim ersten Lockdown. Die Leute waren vielleicht nach den ersten Maßnahmen etwas abgebrühter, dachten sich: „Jetzt gehe ich nochmal aus, bevor ich wieder eingesperrt werde und keiner weiß für wie lange!“ Im März 2020 war die Zeit sehr schwierig, weil man gar nicht wusste was auf einen zukommt, im November war man zwar vorbereiteter, aber auch vorsichtiger, nachdem Soforthilfen aus dem ersten Lockdown zurückgezahlt werden mussten. Die Fleißigen waren die Verlierer. Man hat die möglichen Geschäftsmodelle des Lockdowns kritisch hinterfragt, was sich lohnt und was nicht. Wir haben dann angefangen Menü-Boxen zu verkaufen und wieder haben uns die Gäste toll unterstützt. Dennoch schwimmt man von Woche zu Woche und hält sich mit seinen Erwartungen zurück, denn die Zukunft ist leider immer noch ungewiss.
glouglou, Würzburg
Der Staat unterstützt die Branche, dadurch kann man die Situation etwas aushalten. Wenn die Überbrückungshilfen nun tatsächlich kommen und man diese auch behalten darf, hilft das zumindest keine neuen Schuldenberge anzuhäufen. Mietstundungen, Steuerstundungen und Staatshilfen sind schön und gut, aber führen zu weiteren Schulden, die ich nicht haben möchte. Ich bin mir dem Risiko als Selbstständige natürlich bewusst, aber ich würde gerne noch ruhig schlafen können. Ich bin mit großer Freude Gastgeber, aber muss auch daran denken, was rentabel ist. Und ein Laden mit ein paar vereinzelten Gästen ist es leider nicht, weshalb ich mir eine Öffnung um jeden Preis nicht wünsche.
glouglou, Würzburg
Ich träume davon, dass das Glouglou irgendwann wieder voller Menschen ist, ganz ohne Abstände, dafür mit eng gestellten Tischen und viel Geselligkeit. Ich freue mich auf Gäste, die an der Bar stehen und es genießen, einfach mit vielen Leuten ausgelassen zusammen zu sein. Gleichzeitig glaube ich aber nicht, dass das 2021 der Fall sein wird. Ich persönlich und auch mein Laden hätte zu 100 % auf das verzichten können, was passiert ist. All die Unsicherheiten haben mich sehr nervös gemacht und beunruhigt. Ich hatte zwar mehr Zeit für mich, aber es fiel mir sehr schwer diese freie Zeit zu genießen. Mir bereitet mein Beruf sehr viel Freude, ich bin gerne mit Leuten zusammen und mir ist meine Freiheit sehr wichtig. Der Umgang mit Corona war für viele sicher genauso herausfordernd wie die Krankheit selbst. Man besinnt sich in solchen Zeiten auf das, was wichtig ist, aber auch auf das, was man vermisst: „Die Menschen um mich herum fehlen mir einfach sehr, nicht nur im persönlichen Leben, sondern auch im Restaurant.“ Wir haben es uns dennoch so schön wie möglich gemacht, gut gegessen und viel Champagner getrunken.

NEXT PROJECT

Nähcafé Edeltraud, Würzburg