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Volvox

– Max Gelhofen

2015 habe ich zusammen mit Sebastian Apel das Volvox gegründet. Vor drei Jahren zog es meinen Partner dann nach Regensburg und seitdem betreibe ich den Laden alleine. Unser Konzept: Wirklich alles selbst herstellen und eine regionale, saisonale Küche anzubieten. Mir ist es ein großes Anliegen auf industriell hergestellte Produkte zu verzichten, da diese einfach nicht gut für den Menschen sind. So ist das Volvox aus Leidenschaft zur gesunden und guten Küche entstanden.

Volvox, Würzburg
Unser Angebot bestand vor Corona aus einem Mittagstisch in Imbissformat und Catering. Der Gedanke dabei war sich etwas breiter aufzustellen, um die Schwankungen im Catering-Bereich auszugleichen. Das hat nach einer wilderen Anfangsphase dann auch echt gut geklappt. Der Betrieb ist gewachsen und ich habe mich in die Rolle eingefunden „Chef zu sein“ und somit nicht nur für mich, sondern auch für das sehr familiäre Team verantwortlich zu sein. Wir erweiterten 2018 unser Angebot um ein Lunch-Catering-Service für Unternehmen. So wurde das außer Haus Geschäft immer wichtiger und wir haben täglich mehrere hundert Mittagessen produziert, das war echt stressig.

Anfang 2020 dachte ich noch, dass das Corona-Virus eventuell nicht global ausbrechen wird und sich vielleicht gut eindämmen lässt. Dann kam es aber deutlich anders und kurz vor dem ersten Lockdown sagten alle Firmen ihre Bestellungen ab, da sie ihre Mitarbeiter ins Home-Office geschickt haben. Kurz darauf mussten wir dann auch den Laden aufgrund staatlicher Anordnung schließen.
Volvox, Würzburg
Wir haben dann, nachdem wir die angebotenen Hilfen und Kurzarbeitergeld beantragt hatten erstmal nichts gemacht und die aktuelle Situation abgewartet. Zu Ostern haben wir dann ein Menü angeboten, welches richtig gut angenommen wurde. Damit hatte ich gar nicht gerechnet und hatte gut damit zu tun, die ganzen Bestellungen überhaupt zu bearbeiten. Die Solidarität der Leute hat sich sehr bemerkbar gemacht und mich motiviert ein Take-Away-Konzept für den Sommer 2020 zu erarbeiten. Allerdings habe ich dann immer mehr gemerkt, dass es mich wieder in Richtung meiner eigentlichen Berufung zieht. Ich habe ja eigentlich Kunst (Bildhauerei, Grafik und Zeichnung) studiert und das Gastronomieprojekt war erstmal dazu gedacht etwas Geld zu verdienen und irgendwie in der Realität erwachsener Leute anzukommen. Es war immer der Plan irgendwann weniger zu kochen und mehr Kunst zu machen. Die aktuell schwierige Situation mit dem Virus und Lockdown hat mein vorhandenes Geschäftsmodell sehr stark zusammengeschrumpft und so habe ich versucht das alles in etwas Positives umzumünzen und mich wieder mehr der Kunst zu widmen. Für 2021 ist der Kalender im Catering-Bereich zwar schon wieder gut gefüllt, allerdings bleibt abzuwarten, ob das alles auch wirklich so stattfinden kann. Deshalb versuche ich aktuell die Fixkosten so gering wie möglich zu halten, bin froh über die staatliche Überbrückungshilfen, die es damals für mich gab. Das Schöne ist, die Leute vergessen einen nicht und so wurschtel ich mich halt irgendwie durch.

Die ungewisse Situation war für mich letztendlich der Anstoß das Restaurant für immer zu schließen und lediglich den Catering-Part beizubehalten. Die Take-Away-Sachen im Sommer waren doch sehr aufwändig und haben mir unterm Strich einfach nichts gebracht. Da mache ich doch lieber Kunst, die mir zunächst auch Nichts bringt. Und so wurde das Volvox zur Geronimo-Rebellion-Galerie mit einem kleinen Ausstellungsraum im Schaufenster.
Volvox, Würzburg

Das Volvox wird zur Geronimo-Rebellion-Galerie

Gemeinsam mit der Museologin Marina Breitschaft (Leeraumpioniere) und Philip Seibold (Theaterregisseur) entstand die Idee meinen Laden für künstlerische Projekte zu nutzen. Die Küche wird zwar weiterhin genutzt, aber in den Gastraum darf ja aktuell ohnehin niemand und die Miete läuft trotzdem weiter. Es entstand ein Konzept für einen flexiblen Galerieraum, aktuell noch hier bei mir im Laden, langfristig vielleicht auch an anderer Stelle. Uns ist es bei dem Galerie-Programm wichtig mit Künstlern zusammenzuarbeiten, die eine gewisse soziale und politische Haltung transportieren und ihre Werke reflektierend in einen Diskurs stellen. Zum Start im Lockdown haben wir viel gestreamt und uns ab Januar 2021 als Künstler im Aktionsraum der Galerie präsentiert. Man konnte sich das alles auch im Vorbeilaufen im Schaufenster ansehen und es gab auch Performances, die die Schaufensterscheibe aktiv mit ins Werk mit einbezogen haben. Für die nächsten Monate sind dann Wechselausstellungen verschiedener Künstler geplant.

Volvox, Würzburg
Zum zweiten Lockdown hatte ich das Geschäftsmodell schon mit kontaktloser Essenslieferung und einer wechselnden Wochenkarte für Firmen so weit coronakonform umgestellt, dass das eigentlich einfach so weiterlaufen konnte. Alles zwar sehr reduziert, aber vom Aufwand für mich alleine gut machbar. Ich hoffe, dass im Frühling 2021 wieder Veranstaltungen stattfinden können und ich dann etwas besser planen kann. Parallel arbeite ich noch für die Handwerkskammer als Dozent und betreue Azubis aus dem Koch-, Hotel- und Reaturantfach bei der Prüfungsvorbereitung.
Volvox, Würzburg
Ich freue schon sehr darauf bald mal wieder richtig groß zu kochen, nicht nur so Haushaltsportionen. Und darauf, auf Veranstaltungen zu sein, wo sich die Menschen wieder richtig ausgelassen begegnen. Die letzten Events mit Abstandsregeln usw. waren etwas seltsam und so gar nicht so, wie Leute normalerweise zusammenkommen und feiern. Gespannt bin ich natürlich auch darauf, wie sich die Galerie Geronimo künstlerisch entwickelt. Auch wenn die Coronaeinschränkungen so langsam sehr nerven, finde es sehr beachtenswert wie Gesellschaft und Politik die aktuellen Herausforderungen angehen und wir solidarisch versuchen diese Pandemie hier in Deutschland zu bewältigen. Dass das bei uns relativ gut funktioniert ist nicht selbstverständlich, gerade wenn man sich andere Länder ansieht, merkt man wie gut es uns hier geht. Ich denke wir können darüber sehr dankbar sein, auch wenn nicht immer alles glattläuft. Persönlich war diese Zeit für mich voller spannender Veränderungen und ich habe gelernt, auf mich zu vertrauen und meinen eigenen künstlerischen Weg zu gehen. Dinge verändern sich halt und man muss gucken wie man damit umgeht.

NEXT PROJECT

glouglou, Würzburg